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21. Juli, 2023 — Junge Europäische Sommerschule – Ein ganz besonderes Projekt neigt sich dem Ende zu
Eine letzte gemeinsame Exkursion steht an und so mischt sich Vorfreude wohl auch ein Stück weit mit Wehmut. Aus einer Gruppe von Fremden sind gute Freunde geworden und so vergingen die gemeinsamen Tage viel zu schnell und eine fantastische Zeit neigt sich plötzlich dem Ende zu. Wir alle haben viel gelernt, neue wichtige Erfahrungen gesammelt, jede Menge gelacht und vor allem wundervolle Menschen aus ganz Europa kennengelernt. Ich bin Matthias (17) aus Deutschland und werde Ihnen nun einen kleinen Einblick in unseren Alltag in Oßmanstedt geben und Ihnen erzählen, warum die Junge Europäische Sommerschule ein ganz besonderes Projekt ist.
Als wir uns am frühen Donnerstagmorgen auf den Weg machten, um mit dem Zug nach Ilmenau zu fahren, war die allgemeine Stimmung trotz der Aussicht auf einen anstrengenden Tag sehr gut. Von Ilmenau sollte es zu Fuß auf den ca. 6 km entfernten Kickelhahn gehen. Dort standen ein gemeinsames Mittagessen und die Beschäftigung mit Goethes »Des Wanderers Nachtlied« auf dem Programm.
Den ersten Kaffee, von den meisten sehnlichst erwartet, gab es dann zusammen mit einer Kleinigkeit zum Frühstücken am Erfurter Bahnhof. Von dort aus ging es eine weitere Stunde bis nach Ilmenau. Nach anstrengendem Aufstieg erreichten wir endlich unser erstes Ziel: Das dortige Goethe-Haus. Gegenseitig lasen wir uns Goethes »Des Wanderers Nachtlied« in unseren jeweiligen Muttersprachen vor. Eine wirklich schöne Erfahrung. Besonders die Tatsache, in wie viele Sprachen ein einziges Gedicht aus dem Deutschem übersetzt wurde, war für uns alle faszinierend. Wir hörten das Gedicht auf Spanisch, Italienisch, Rumänisch, Deutsch, Englisch, Russisch, Mazedonisch, Polnisch, Latein, Dänisch, Lettisch und Ungarisch. Wirklich außergewöhnlich! Im Anschluss daran ging es zur Stärkung in die nahegelegene Gaststätte. Das Essen war gut, die Stimmung bei uns allen sowieso. Es wurde UNO gespielt, Zeitung gelesen, sich rege unterhalten und vor allem sehr viel gelacht. Auf dem nahegelegenen Aussichtsturm bot sich uns eine wundervolle Aussicht über das umliegende Waldgebiet. Der anschließend erfolgende Abstieg führte uns an einem See vorbei, den ein Teilnehmer in Manier eines wahren Umweltschützers ein wenig säuberte. Nach dem gemeinsamen Abendessen verbrachten wir die Abendstunden wie an den meisten Tagen gemeinsam draußen auf Picknickdecken im Gras (diese Decken haben unseren Aufenthalt nachhaltig verbessert!!!) und saßen bis spät in die Nacht zusammen. Die Stunden vergingen wie im Flug.
Am Ende bleibt mir nur noch übrig, Danke zu sagen. Danke an alle, die dieses Projekt finanziert und möglich gemacht haben! Insbesondere gilt unser Dank natürlich dem Seminarleiter Herrn Dr. Paul Kahl und unserer Kursassistentin Theresa Funke! Es war ein ganz besonderes Projekt, in dem wir wundervolle Orte kennenlernen konnten und wundervolle Menschen getroffen haben. So schnell werden wir diese großartige Erfahrung nicht vergessen! Danke für dieses Projekt, es bringt die verschiedensten Menschen zusammen und schenkt ihnen so eine wahrscheinlich einmalige Möglichkeit.
Matthias (Deutschland)
20. Juli, 2023 — Junge Europäische Sommerschule – Sinn und Symbolkraft
Hallo, wir sind Lisa aus Frankreich, Tatjana aus Nordmazedonien und Finn aus Deutschland. Unser Tag begann mit Chaos und Missverständnis. Niemand wusste so genau, wann das heutige Seminar beginnen sollte. Verwirrung lag in der Luft. Jeder von uns hatte bereits Pläne für den freien Vormittag, als wir erfuhren, dass wir bereits zwei Stunden früher als angenommen beginnen würden. Glücklicherweise blieb uns noch eine kurze, wertvolle Zeit zum gemeinsamen Frühstücken. Da wir uns auf einer deutschen Bildungsveranstaltung befinden, sprachen wir über die klassischen Dichter und ihre Instrumentalisierung zur Zeit des »Dritten Reiches«. Wir sahen auch Bilder von der Eröffnung des Goethemuseums 1935, aus uns unbegreiflichen Gründen benutzte der damalige Museumsdirektor den Originalhammer Goethes, um auf Steine zu klopfen. Was für eine Symbolkraft!
Daraufhin fiel uns auf, dass nicht nur die Geschichte voller Symbole ist, auch unser Alltag in der Sommerschule steckt voller Symbole und versteckter Bedeutungen. Wir haben gelernt, dass Durchhaltevermögen sich immer auszahlt. Wie Goethe durch Italien reiste, »reisten« wir durch die Anna Amalia Bibliothek, um ein Buch zu finden, das drei Jahre nicht gesehen ward. Nach zwei Minuten der Suche entdeckten wir es auf dem nächsten Regal…
Im Anschluss lernten wir in einem weiteren Seminar etwas über Übersetzungen und ihre Grenzen. Am Abend gingen wir gegen 21 Uhr ins Bett, nach einer freundlichen Diskussion über Goethes und Schillers Beziehung.
Lisa (Frankreich) – Tatjana (Nordmazedonien) – Finn (Deutschland)
18. Juli, 2023 — Junge Europäische Sommerschule – Nächster Halt: Eisenach. Wanderung zur Wartburg
Die Entdeckung des Thüringer Waldes mit seinem bunten Strauß aus grünen und braunen Farben fand heute geschützt unter den Bäumen statt, die uns ein schattiges Plätzchen schenkten. Der Aufstieg zur Wartburg war wegen der Hitze definitiv unsere Herausforderung an diesem Tag. Und was für ein Ergebnis! Wunderschöne Steingebäude, ein herrlicher Blick auf den Wald und ein kühler Wind. Und natürlich eine wohlverdiente Mahlzeit. Nach den Erklärungen unseres Kursleiters, Herr Kahl, konnten wir uns ausruhen und unsere Brotzeit genießen. Der Besuch des Berges wird uns sicherlich in Erinnerung bleiben. Wir besichtigten Räume, die immer noch schöner und reicher verziert waren als der davor. Die Museumsführerin erklärte uns, wie das Leben dort organisiert war und was die vielen Gemälde an den Wänden darstellen. Wir haben also viel über die Bewohner und die wechselvolle Geschichte der Wartburg mit ihrem europäischen Bezug gelernt. Nach dieser unglaublichen Führung stiegen wir gemütlich von der Wartburg über einen kleinen, ziemlich romantischen Waldweg hinunter. Auf dem Weg hielten wir einige Minuten an einem Teich an, in den sich einige sogar mit den Füßen trauten, bevor wir zum Bahnhof gingen und wieder in den Zug stiegen.
Mein Name ist Apolline und ich komme aus Frankreich. Ich muss zugeben, dass ich überhaupt nicht wusste, dass es dieses Schloss gibt. Für mich war diese Entdeckung also völlig überraschend. Den ganzen Tag über war ich von der Architektur der Wartburg begeistert.
Mein Name ist Simon und ich bin aus Deutschland. Obwohl ich die Wartburg schon vor längerer Zeit besucht habe, gab mir diese Exkursion eine völlig neue Perspektive auf deutsche und europäische Geschichte.
Mein Name ist Elżbieta und ich komme aus Polen. Der Besuch auf der Wartburg war für mich besonders wichtig und interessant, weil ich meinen Name mit Elisabeth von Thüringen teile, die dort im 13. Jahrhundert gewohnt hat. Ich freue mich sehr, dass ich an dieser Exkursion teilnehmen konnte.
Apolline (Frankreich) – Simon (Deutschland) – Elżbieta (Polen)
14. Juli, 2023 — Junge Europäische Sommerschule – Auf den Spuren Goethes
Heute, am 13. Juli, begannen wir unseren Tag mit einem Lektüreseminar über die Freundschaft zwischen den zwei wichtigsten Dichtern der Weimarer Klassik, Goethe und Schiller. Die Einführung in das Thema wurde von Dr. Paul Kahl geleitet, wobei er uns sowohl ihre Lebens- und Denkweise als auch ihre Beziehung miteinander und mit der Literatur vorgestellt hat.
Ein anderes angesprochenes Thema war die nationale Identität, durch ein Distichon, eine der sogenannten »Xenien«. Da wir aus verschiedenen Länder und Kulturen Europas kommen, hatten wir unterschiedliche Meinungen, die wir in einem interaktiven Gespräch geäußert haben. Es war eine angenehme Erfahrung, durch Multikulturalität die Welt dieser beliebten Schriftsteller zusammen zu entdecken. Dies wurde später durch die Arbeit an unseren Projekten in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek fortgesetzt.
Zwischen den Bücherregalen begann jetzt unsere Recherche. Unsere Projekte zu verschiedenen Themen, an denen wir mit viel Begeisterung arbeiten, werden wir nächste Woche Freitag als Abschlussprodukt präsentieren. Das Highlight des Tages war die Besichtigung des Hauses von Goethe hier in Weimar. Wir waren so beeindruckt von dem Gefühl der Dichtung, welches sich in der Luft befand, dass wir gerne mehr Zeit zwischen den Geistern der Geschichte verbracht hätten, aber wir waren schon hungrig.
Nach dem Abendessen beginnt unsere Lieblingsaktivität, nämlich Freizeit. Zusammen legten wir bunte Picknickdecken in den Garten der Wieland Akademie in Oßmannstedt. Sprechend, lachend, spielend vergessen wir alles und bemerken gar nicht die verpassten Stunden. Müde und voller Vorfreude auf den nächsten Tag gehen wir zurück in unsere Zimmer. Der Tag endet mit guter Laune und einer sehr warmen Nacht, wobei wir schon fast schlafend die Sterne anschauen.
Andreea (Rumänien) – Petra (Rumänien) – Jaroslava (Lettland)
12. Juli, 2023 — Junge Europäische Sommerschule 2023 - Ankunft und erste Begegnungen
Sie kommen aus Italien, Frankreich, Lettland, Nordmazedonien. Polen, Rumänien, Slowenien und aus Deutschland, die 17 Mädchen und Jungen, die an der Jungen Europäischen Sommerschule 2023 teilnehmen. Die JES bietet 16- bis 19-jährigen Schülerinnen und Schülern aus Deutschland und dem europäischen Ausland mit guten Deutschkenntnissen (Niveau B2) die Möglichkeit, zwei Wochen lang in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek zu ausgewählten Themen zu arbeiten. 2023 dreht sich alles um die Frage »Heimat Europa?« Im Blog der GAAB werden die Mädchen und Jungen über ihre Arbeit in der Bibliothek und über die Erlebnisse berichten – zum Auftakt drei Mädchen aus Italien.
Erste Begegnungen in Weimar
Hallo zusammen, wir sind Chiara, Carlotta und Giuliana. Wir drei sind 17 Jahre und kommen alle aus Italien, aber aus verschiedenen Gegenden: Carlotta kommt aus Trentino-Südtirol, Chiara und Giuliana aus Friaul-Julisch-Venetien.
Am Dienstag, den 11. Juli, hatten wir nach dem Frühstück im Wielandgut Oßmannstedt von 9 bis 11 Uhr ein Lektüre-Seminar bei Dr. Paul Kahl. Das bot uns die Gelegenheit, einige Texte von Goethe zu lesen, sie im Detail zu analysieren und die Bedeutung zu verstehen. Danach ging es mit der Bahn von Oßmannstedt nach Weimar. Nach einem Mittagessen in Weimar und einer kurzen Pause fanden wir uns alle vor Schillers Haus wieder.
Sobald wir es betraten, fühlten wir uns überwältigt von der Welt Schillers, eines deutschen Dichters, der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts lebte.
Im ersten Stock besichtigten wir sein Esszimmer und im zweiten Stock sahen wir sein Arbeitszimmer. Das ist der Ort, an dem Schiller die meiste Zeit verbrachte und wo wir noch seinen Schreibtisch und sein originales Bett sehen konnten.
Es war sehr interessant und wichtig für uns, mehr darüber zu erfahren, wie Schiller lebte, auch um die historische Zeit, in der er lebte. besser zu verstehen.Nach dem Besuch des Schillerhauses und einer kurzen Erfrischungspause, die uns bei den hohen Temperaturen sehr willkommen war, machten wir uns auf den Weg zur Herzogin Anna Amalia Bibliothek.
In dem Seminarraum, der uns auch in den nächsten Tagen zur Verfügung stehen wird, erhielten wir die Bibliothekskarten. Die gewähren uns den Zugang zu den höheren Stockwerken. Dadurch können wir mehrere und spezifischere Bücher für unsere Recherchen verwenden. Wir fühlten uns bereits wie richtige Studentinnen Weimars!
Dann gab es für uns eine ausführliche Führung durch die Bibliothek. Wir alle waren bezaubert vom inneren »Bücherkubus«. Er bietet eine Vielzahl an Büchern und für alle Einwohner:innen und Besucher:innen der Stadt zugänglich. Ebenso interessant und bezaubernd war es, die anderen Stockwerke und Räume zu besichtigen und das Ausleihsystem genauer kennenzulernen. Außerdem wurde uns das Onlineportal erklärt, das wir auch in Oßmannstedt benutzen können.
Nach der Besichtigung der Bibliothek war es auch schon Zeit, mit dem Zug in unser Quartier in Oßmannstedt zurückzukehren. Wir konnten sogar noch ins Freibad gehen, um den Abend schön ausklingen zu lassen.
Wir freuen uns schon auf die nächsten Tage!
P. S. Partner der Jungen Europäischen Sommerschule sind die Gesellschaft Anna Amalia Bibliothek e.V., die Klassik Stiftung Weimar und die Literarische Gesellschaft Thüringen e.V., finanzielle Förderer die Friedrich-Stiftung, die Thüringer Staatskanzlei, die Kulturstiftung des Freistaats Thüringen und ebenfalls die Gesellschaft Anna Amalia Bibliothek e.V.
Auf dem Gruppenfoto sind zu sehen (von links nach rechts):
Hintere Reihe: Paul Kahl (Seminarleiter), Finn (Deutschland, Jahrgang 2005), Matthias (Deutschland, 2005), Simon (Deutschland, 2005), Jaroslava (Lettland, 2007), Petra (Rumänien, 2005), Nina (Slowenien, 2006), Elzbieta (Polen, 2006), Apolline (Frankreich, 2006), Lisa (Frankreich, 2006), Tatjana (Nordmazedonien, 2006), Carlotta (Italien, 2005), Mila (Nordmazedonien, 2005)
Vorn: Giuliana (Italien, 2006), Andreea (Rumänien, 2006), Mia (Nordmazedonien, 2005), Chiara (Italien, 2005).Carlotta - Chiara - Giuliana (JES) Theresa Funke (Seminar-Assistentin) Maria Socolowsky GAAB