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‹ alle Blogartikel anzeigen18. September, 2016 — Gabriele Reuter (1859–1941): Recherche über eine (fast) vergessene Schriftstellerin
Ich habe schon einige Bücher zur Weimarer Kulturgeschichte sowie auch weibliche Biographien verfasst. Bei Gabriele Reuter traf sich beides – wie schon bei der Herzogin Anna Amalia. Gabriele Reuter hat viele Jahre ihres Lebens in Weimar verbracht und geschrieben. Sie ist auch hier verstorben. Ihr Hauptwerk, der Roman Aus guter Familie. Leidensgeschichte eines Mädchens, war 1895 im S. Fischer Verlag erschienen.
Ich wollte diese Bestsellerautorin aus der Zeit um 1900, die ledige Mutter einer Tochter, mit einer Biographie dem Vergessen entreißen. Die Recherchen in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek waren dafür zentral, wenngleich sofort deutlich wurde, dass zahlreiche ihrer Romane und Novellen 2004 beim Brand der Bibliothek zerstört worden waren. Aber innerhalb weniger Tage konnte ich die meisten Werke Gabriele Reuters per Fernleihe erhalten und lesen. Zeitschriftenartikel, die sie auch verfasste, erhielt ich in Kopien. Aber ich wollte, dass sich auch andere Leser überzeugen können, wie sehr Gabriele Reuters Goethe- und Nietzsche-Verehrung in ihre Romane eingegangen ist. Deshalb schlug ich der Herzogin Anna Amalia Bibliothek vor, die verlorenen Bücher antiquarisch neu zu erwerben. Gleichzeitig spendete der Freund und Schriftsteller Wulf Kirsten mehrere Reuter-Werke aus seiner Privatbibliothek, so dass Gabriele Reuter inzwischen wieder sehr repräsentativ in der Bibliothek vertreten ist. Ich danke Wulf Kirsten und der Erwerbungsabteilung dafür.
Nicht vergessen darf ich jedoch den beträchtlichen handschriftlichen Nachlass Gabriele Reuters im Goethe- und Schiller-Archiv, den ich benutzt und verwandt habe, sowie die Quellen des Stadtarchivs Weimar. Dort fand ich zu den Wohnorten der Autorin und ihren Zeitgenossen und Gesprächspartnern sehr viel Aufschlussreiches. An allen Forschungsorten wurde ich kompetent und freundlich begleitet, wie immer. So konnte ich etwas mehr Licht in das Dunkel des noch nicht lange vergangenen Lebens und Werks einer für mich bedeutenden Schriftstellerin bringen.
Dr. Annette Seemann | Vorsitzende der GAAB