Teil der Globensammlung der »Herzogin Anna-Amalia Bibliothek«

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  • 12. November, 2023 — „Das Herz zu rühren, zu erfreuen und das Ohr zu ergötzen“ – Zum 245. Geburtstag von Johann Nepomuk Hummel

    »Der Thonkunst Zweck: Das Herz zu rühren, zu erfreuen und das Ohr zu ergötzen ist ihre Bestimmung«

    Johann Nepomuk Hummels Geburtstag jährt sich am 14. November 2023 zum 245. Mal. Er war einer der bedeutendsten Klaviervirtuosen seiner Zeit, Klavierlehrer, Komponist und Hofkapellmeister in Weimar. Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek besitzt zahreiche Erstausgaben, seltene Drucke, Neuausgaben seiner Werke, Einspielungen seiner Kompositionen sowie Forschungsliteratur zu seinem Leben und Schaffen.

    Hummel wurde 1778 in Preßburg, heute Bratislava, in eine musikalische Familie geboren. Nach ersten Unterweisungen durch seinen Vater im Violine- und Klavierspiel und der Umsiedlung nach Wien nahm Mozart den begabten 8jährigen Jungen in sein Haus auf und erteilte ihm weiteren Unterricht. Hummel durfte bald Mozart beim vierhändigen Klavierspiel begleiten. Auf dessen Empfehlung unternahmen Johann Nepomuk und sein Vater von 1788 bis 1793 eine ausgedehnte Bildungs- und Konzertreise durch ganz Europa. Das »Wunderkind« musizierte in London mit Haydn, dem Nestor der Wiener Klassik. Nach einigen Jahren zählte Hummel zu den ersten Klaviervirtuosen Wiens, und er war ein gefragter Klavierlehrer. Neben seinem virtuosen Klavierspiel versuchte er sich früh im Komponieren und nahm dazu Unterricht bei Antonio Salieri und Johann Georg Albrechtsberger.

    Durch Fürsprache Joseph Haydns erhielt er 1804 eine Anstellung als »Konzertmeister der fürstlichen Kapelle« beim Fürsten Esterhazy de Galantha in Eisenstadt. In dessen Auftrag komponierte Hummel viele Singspiele und Tänze sowie seine Hauptwerke auf dem Gebiet der Kirchenmusik. Zurückgekehrt nach Wien heiratete er 1813 die gefeierte Sängerin Elisabeth Röckel. Aus der Ehe gingen die beiden Söhne Eduard (1814), späterer Kapellmeister, und Carl (1821), welcher Maler wurde, hervor. Elisabeth Hummel pflegte vertrauten Umgang mit Ludwig van Beethoven und auch Hummel musizierte mit dem hochberühmten Komponisten. Dieser bat ihn bei der Uraufführung seiner Tondichtung »Wellingtons Sieg oder die Schlacht bei Vittoria« op. 91, die Pauke zu schlagen. 1816 ging Hummel mit seiner Familie nach Stuttgart, wo er zum Königlich Württembergischen Kapellmeister ernannt wurde. Leider verstarb seine dortige Gönnerin Katharina Pawlowna von Württemberg schon bald.

    Mit der Berufung zum Hofkapellmeister nach Weimar im Jahre 1819 durch Großherzog Carl August und Großherzogin Maria Pawlowna, der Schwester von Katharina Pawlowna, begann für Hummel noch einmal eine glänzende erfüllende Epoche seines musikalischen Schaffens, mit Nähe zu Goethe. Für Weimar bedeutete das Wirken Hummels und sein europaweiter Ruhm ein bedeutender Aufschwung des Musiklebens. Hummel ging mit Selbstvertrauen an seine Arbeit. In der Präambel zum Kapellmeisteramt verfügte er: »Der Kapellmeister ist als Kunstkenner unmittelbar derjenige, von dem die Leitung und Führung der ganzen Oper, der Kapelle und die Einrichtung der musikalischen Hoffestlichkeit ausgehen muss.«

    Dazu war er ein gefragter Musikpädagoge und erteilte Musikunterricht an Eleven aus ganz Europa, an Mitglieder des Hofes, wie der Prinzessin Augusta, und an Kinder aus Weimarer Bürgerfamilien. Als Essenz gab er 1828 seine Klavierschule »Ausführliche theoretisch-practische Anweisung zum Piano-Forte-Spiel vom ersten Elementarunterricht bis zur vollkommensten Ausbildung« heraus. Hummel schuf in seiner glücklichen Weimarer Zeit viele virtuose und von großer Dramatik geprägte Werke, wie die »Grande Sonate für Klavier zu vier Händen As-Dur«, op. 92. Seine Sonate in fis-Moll, op. 81 weist in ihrer Modernität schon in die Zeit der Romantik und fand in Franz Liszt, Robert Schumann und Frederic Chopin Bewunderer.

    Am 17. Oktober 1837 verstarb Johann Nepomuk Hummel in Weimar. Sein Oeuvre umfasst etwa 300 Werke vieler musikalischer Gattungen: Klavier-, Orgel-, Kammer- und Orchestermusik, Ballette, Tänze, Schauspielmusiken, Opern, geistliche Chormusik und Lieder. Zu seinem gesellschaftlichen Engagement zählt sein Einsatz für einheitliche Urhebergesetze innerhalb der Staaten des Deutschen Bundes. Einen wichtigen Teil seines musikalischen Nachlasses bewahrt heute das Goethe-Museum Düsseldorf, weitere Teile befinden sich in der British Library in London und in Weimar.

    Die Sammlung Johann Nepomuk Hummel in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek

    Die Anfänge der Sammlung liegen in der Aufnahme seiner Kompositionen in die persönliche Musikaliensammlung der Großherzogin Maria Pawlowna, die nach ihrem Tod in die Weimarer Bibliothek übergegangen ist. Seither wurde die Sammlung stetig ergänzt. Auch wenn der Bibliotheksbrand am 2. September 2004 schmerzliche Verluste und Beschädigungen verursachte, gibt die Sammlung heute einen repräsentativen Einblick in das bedeutende Schaffen von Hummel. Ein Glanzstück der Sammlung ist Hummels eigenhändiges Partitur-Manuskript »Fest-Cantate am 16ten Febr. 1829 zur Verlobung der Prinzessin Augusta von Weimar mit dem Prinzen Wilhelm von Preußen« (Foto 1). Diese Handschrift wäre 2004 auch verbrannt, wenn sie sich zur Zeit des Brandes nicht in der Ausstellung »Maria Pawlowna – Zarentochter am Weimarer Hof« im Weimarer Residenzschloss befunden hätte.

    Spurensuche in Weimar

    Gedenktafel an Hummels Wohnhaus

    Die Familie Hummel wohnte in Weimar in der Marienstrasse 8. Eine Gedenktafel erinnert an den Lebensort. Das Haus wurde 1819 von dem bedeutenden Architekten Clemens Wenzeslaus Coudray errichtet. (Foto 2)

    Grab von Johann Nepomuk Hummel

    Hummels Grab befindet sich auf dem historischen Friedhof in Weimar. Das schöne Tondo des Grabsteins schuf Christian Theophilus Uber. Die Grabstätte ist in den letzten Jahren mit Unterstützung der Hummel-Gesellschaft Weimar restauriert worden. Die wurde 1999 zur Pflege seines Erbes begründet. (Foto 3)

    Hummel-Denkmal

    Am 15. August 1895 wurde in Gegenwart des Großherzogs Carl Alexander das Weimarer Hummel-Denkmal eingeweiht. Es war ein Geschenk der Stadt Preßburg an den Großherzog. Der Entwurf stammte von dem Wiener Bildhauer Franz Xaver Pönninger. Heute befindet sich das Denkmal vor dem Bühneneingang des Deutschen Nationaltheaters Weimar. (Foto 4)

    Musikschule »Johann Nepomuk Hummel«

    Im Gebäude der ehemaligen Bürgerschule, dem ersten städtischen Weimarer Volksschulbau, entstanden auf Initiative Goethes und 1825 durch Carl August eröffnet, befindet sich seit 1957 die Musikschule. Sie erhielt 2016 den Namen »Johann Nepomuk Hummel«. Das Gebäude wurde ebenfalls von Coudray entworfen. (Foto 5)

    Auch eine Straße in der Weimarer Innenstadt ist nach Hummel benannt.

    Zum 245. Geburtstag erklingt in einem Gedenkkonzert in der Musikschule zu Ehren von Johann Nepomuk Hummel unter anderem sein in Weimar 1825/26 komponiertes Werk »Amusement für Violine und Klavier«.

    Angelika v. Wilamowitz-Moellendorff