Teil der Globensammlung der »Herzogin Anna-Amalia Bibliothek«

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  • 28. August, 2020 — Turmmodell bietet Einblick ins Innere der Bibliothek

    Ein Modell der Herzogin Anna Amalia Bibliothek (HAAB) bietet künftig im Studienzentrum der HAAB Einblick in das Innere des Turms der berühmten Bibliothek. Der Weimarer Architekturmodellbauer Thomas Looks hat das Holzmodell im Maßstab 1:50 geschaffen und am 26. August 2020 der Bibliothek übergeben. Finanziert wurde das Modell aus Eigenmitteln der Gesellschaft der Anna Amalia Bibliothek e. V. und mit Hilfe von Spenden. Die GAAB dankt allen, die durch ihre Spende den Modellbau mit ermöglicht haben. Das Modell wird künftig in die Vermittlungsarbeit, z. B. in die Führungen, der Bibliothek eingebunden.
    Thomas Looks, Jahrgang 1971, hat an der Bauhaus-Universität Architektur studiert. Als Architekturmodellbauer war er an vielen Modellen beteiligt. Dazu gehören die Kulturbibliothek Nordhausen, das Rathaus Arnstadt sowie Wettbewerbsmodelle für die Mole Rostock und das Augustinerkloster Erfurt. Für die Herzogin Anna Amalia Bibliothek schuf er mit einem Kollegen nach dem Brand 2004 ein Längsschnitt-Modell, das für den Wiederaufbau der Bibliothek genutzt wurde. Anlässlich der Übergabe des Turmmodells sprach Maria Socolowsky (MS) mit Thomas Looks (TL).

    MS Sie arbeiten seit über 15 Jahren als Architekturmodellbauer. Wie kam es dazu?

    TL Das hat sich so ergeben. Das war nicht geplant. Im Studium habe ich einige Modelle gesehen. Mich hat das Material fasziniert und was man alles mit Modellen darstellen kann. Viele Architekturmodelle sind aus Kunststoff, weiß. Aber ich mag Holz ganz besonders. Es macht mir Freude, mit den verschiedenen Holzarten, mit den Strukturen zu spielen. Man kann soviel damit darstellen, experimentieren, verschiedene Materialien kombinieren. Für mich ist der Architekturmodellbau in der heutigen Zeit eine sehr gute Verbindung zwischen Kunsthandwerk und digitalem Geschehen.

    MS Was waren für Sie besondere Herausforderungen beim Modell des Turms der HAAB?

    TL Das war der runde Körper des Turms. Den kann man nicht so einfach aus Holz bauen. Als allergrößtes Problem erwies sich die Wendeltreppe. Da habe ich sehr viel probiert. An drei Stellen des Turms musste ich dann doch Kunststoff nehmen. Aber nur sehr genaue Beobachter werden sie erkennen. Eine Herausforderung war auch die Modellgröße im Maßstab von 1:50. Da muss man viele Details viel genauer modellieren als bei kleineren Modellen. Üblich z. B. bei Architekturwettbewerben ist der Maßstab von 1:500.

    MS Ist es leichter, ein historisches Gebäude zu modellieren, als eins, das sich Architekten gerade ausgedacht haben?

    TL Das kann man nicht vergleichen. Das Modell für einen Neubau entsteht im Austausch zwischen Architekt und Modellbauer. Gebäudestrukturen, Planungen, Wegeführungen – all das muss man aus dem Modell herauslesen können. In alten Gebäuden stecken meist verschiedene Epochen. Alles ist schief und krumm. Das kann man nicht einfach so bauen. Da muss man einen neuen Plan erstellen, um ein Modell schaffen zu können. Besonders interessant ist es für mich, wenn sich eine Neuplanung mit dem Altbestand verbindet, man verschiedene Höhen, Materialien, architektonische Details aufnehmen kann – wie das z. B. bei der Herzogin Anna Amalia Bibliothek der Fall war.

    MS Was bedeutet Ihnen die Herzogin Anna Amalia Bibliothek? Verbinden Sie mit ihr eventuell auch ganz persönliche Erlebnisse?

    TL Ich bin mit der Bibliothek erst nach dem Brand 2004 in Berührung gekommen, durch das Modell, das ich 2005 für den Wiederaufbau geschaffen habe. Ich war erschüttert darüber, was das Feuer angerichtet hat. Inzwischen ist die Bibliothek wunderschön wiederaufgebaut worden. Mich hat es sehr gefreut, dass ich durch das Turmmodell noch einmal engeren Kontakt zur Bibliothek bekommen habe.

    Maria Socolowsky